Teil 3 – Wie ich in sieben Tagen auf der gefühlt falschen Straßenseite quer durch ein Land gefahren bin

Eine Frau, ein Mann, ein Auto. Das ist die Ausgangsposition für unseren dritten Reisetag quer durch Schottland. Okay, das ist natürlich in den anderen Reiseberichten auch schon so gewesen, aber heute ist mir mal nach einem etwas anderen Einstieg.

Die dritte Etappe ist die Berg- und Whiskyetappe, auf die sich der Mann schon von Beginn an gefreut hat. Wir fahren kleine Sträßchen entlang und uns begegnen nur selten andere Autos. Einsamkeit. Freiheit. Auch das ist Schottland. Wobei so richtig allein sind wir fast nie gewesen.

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In Schottland ist alles perfekt auf die zahlreichen Touristen ausgelegt. Im Prinzip bräuchte man nur eine normale Straßenkarte für den Fall, dass man sich verfahren hat. Alle Sehenswürdigkeiten würde man trotzdem finden. Die sind nämlich ganz erstklassig ausgeschildert und zwar überall, was von den Touris gern und zahlreich angenommen wird.

An der Ostküste finden sich erst Hinweisschilder, in wie vielen hundert Metern die Ausfahrt zur Sehenswürdigkeit kommt und dann bei der jeweiligen Ausfahrt noch einmal ein Hinweisschild. Die westliche Seite des Landes ist zwar auch mit zahlreichen Hinweisschildern versehen, aber mit nicht ganz so vielen Vorhinweisen, wie das im Osten der Fall ist.

Wie auch immer, wir fahren also auf schmalen und einsamen Straßen durch die Highlands. Manchmal dachte ich: „Oje, gleich rollen wir rückwärts wieder runter.“ Es war teilweise sehr steil. Echt jetzt. So richtig steil, dass das Auto mit uns drin wirklich kämpfen musste. Vielleicht hat das gute und reichhaltige schottische Frühstück auch dazu beigetragen, dass wir nur langsam den Berg hoch kamen. Das ist jetzt reine Spekulation, versteht sich.

Das erste Etappenziel an diesem Tag: Dufftown. Die Stadt oder besser das Städtchen, was angeblich auf sechs Destillerien aufgebaut wurde, so man dem Reiseführer Glauben schenkt. Und wo sind die Destillerien heute? Natürlich nicht direkt in der Stadt.

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Also wieder ab ins Auto und weiter geht’s. Und dann waren sie da. Zahlreich. Hübsch. Die hohen Abgastürme der Destillerien und die zugehörigen Höfe und Häuser. In Speyside, wie sich das Gebiet nennt, in dem wir heute rumkurven, gibt es unglaublich viele Destillerien und wir haben ungelogen alle fünf Minuten eine neue entdeckt.

Angehalten, ein bisschen rumgelaufen und den Giftshop gestürmt, haben wir schließlich in der Destillerie Glenfiddich. Diese ist ziemlich groß und vielen Menschen auch ein Begriff in Deutschland. Seit diesem Tag bin ich ein großer Freund von dem 15 Jahre alten Whisky aus dieser Destillerie. Lecker!

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In diesem Häuschen lagern die noch unfertigen und nicht versteuerten Whiskys. Das Heiligtum jeder Destillerie.

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Teil 2 – Wie ich in sieben Tagen auf der gefühlt falschen Straßenseite quer durch ein Land gefahren bin

Nachdem der erste Tag unterwegs auf den Straßen von Schottland deutlich länger ausgefallen ist, als ursprünglich geplant, haben der Mann und ich uns in dem wunderschönen B&B direkt für eine weitere Nacht eingebucht. Leider mussten wir das schöne Zimmer gegen ein anderes tauschen, aber die Gewissheit, am Abend auf jeden Fall ein Dach über dem Kopf zu haben, hat mich darüber durchaus hinweg getröstet.

Nach einem opulenten Frühstück mit Eiern, Würstchen, Pilzen, gegrillten Tomaten und Toast, habe ich mich zum Auto gekugelt bin ich frohen Mutes in das Auto eingestiegen. Der erste Aussichtspunkt des Tages ist Dunnotar Castle gewesen. Dies liegt unweit von Stonehaven entfernt und bietet eine wirklich traumhafte Kulisse. Diese Castle gehörte wohl zu den wehrhaftesten Castles der Insel und war in der Vergangenheit oft umkämpft. Heute findet man nur noch eine Ruine vor, die ich aber auch schon ziemlich beeindruckend fand.

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Unglücklicherweise hatte das Castle geschlossen, als wir angekommen sind. Aber das machte gar nichts. Der Mann und ich sind im Sonnenschein die Stufen zum Castle erst runter und später wieder rauf gelaufen.

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Wir haben außerdem am Steinstrand unzählige Steine gesammelt (es ist schon erstaunlich, dass plötzlich ALLE Steine hübsch aussehen und meine Tasche immer schwerer wurde), sind über Felsen geklettert, um weiter an Strand entlanglaufen zu können …

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… haben das Castle von fast allen Seiten aus fotografiert und schließlich habe ich meine erste schottische Kuh gesehen!

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Die Nacht haben wir erneut in der Inchgeal Lodge in Ballater verbracht. Diese liegt im beschaulichen Örtchen Ballater, welches unweit von Balmoral Castle ist. Während unsere Aufenthaltes hat die Queen dort noch ihren Sommerurlaub verbracht. Aus diesem Grund sind wir auch nicht zu Balmoral Castle gefahren, weil man dann gar nicht ans Castle ran kommt, sagte die B&B-Inhaberin.

Ballater ist ein echt süßes Örtchen, welches Aufgrund der Nähe zur Sommerresidenz der Queen über viele Shops verfügt, die mit dem königlichen Lieferantenwappen ausgestattet sind. Angeblich soll man in Ballater auch ab und an mal einen Royal treffen, dies sagt jedenfalls der Reiseführer.

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Einen Royal habe ich zwar nicht gesehen, dafür aber Heuballen, bei allerschönstem schottischen Wetter! Man beachte die Sonne im Vordergrund und den pechschwarzen Himmel im Hintergrund.

#schottland2013 oder wie ich in sieben Tagen auf der gefühlt falschen Straßenseite quer durch ein Land gefahren bin

Der Mann und ich waren im September in Schottland im Urlaub. Eigentlich sollte der große Jahresurlaub in diesem Jahr nach Griechenland gehen. Die griechischen Inseln wollte ich gern einmal besuchen, aber dann flatterte eine Hochzeitseinladung ins Haus. „Wir heiraten in Schottland und würden uns freuen, wenn ihr dabei seid“, hieß es darin.

Einladungen zu Hochzeiten finde ich prinzipiell ja schon toll, weil man an einem ganz persönlichen Moment eines lieben Menschen teilnehmen darf. Wenn der große Tag in einem Land stattfinden soll, wo ich bisher noch nicht gewesen bin, bietet es sich quasi an, einige Urlaubstage länger in diesem Land zu bleiben. So kam es, dass wir in diesem Jahr quer durch Schottland unterwegs gewesen sind.

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Die ersten vier Tage haben der Mann und ich in Edinburgh verbracht. Dort durften wir auf die kundigen Stadtführer Anne und ihren Mann zurückgreifen. Anne hat hier, hier und hier darüber berichtet. Das finde ich immer prima, wenn man mit Leuten unterwegs ist, die sich auskennen, denn meine Navigationskünste und Orientierungssinn sind nicht die besten. Wir haben gemeinsam ein paar schöne Tage verbracht, die zum einen von Sightseeing, zum anderen von Hochzeitvor-, Hochzeitshaupt- und Hochzeitsnach-Veranstaltungen geprägt waren. Ach ja und lecker Essen gab es an jedem der Tage. Gutes Essen = guter Urlaub. Ich bin da einfach gestrickt.

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Nach den offiziellen Feierlichkeiten haben der Mann und ich das gemietete Auto bestiegen und sind, gefühlt ständig auf der falschen Straßenseite fahrend, gen Osten aufgebrochen. Das Ding mit dem Linksverkehr ist schon ein Kreuz. Am Anfang glaubt man, daran wird man sich nie gewöhnen und am Ende hat man in Deutschland das Gefühl, auf der falschen Straßenseite unterwegs zu sein. Sachen gibt’s.

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Die erste Etappe führte uns über Loch Leven und Dundee nach Stonehaven. Ein wunderschönes, kleines Küstenstädtchen ist dieses Stonehaven und wir hätten wirklich gern dort übernachtet. Aber wie sich rausstellte, war im Großraum Stonehaven kein einziges Zimmer mehr zu bekommen. Die sehr hilfsbereite Dame aus dem Tourizentrum erklärte, dass dies der Normalzustand montags, dienstags und zum Teil auch noch mittwochs ist. Dann wechseln die Mannschaften auf den Ölplattformen und es wird voll.

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Da wir kein Zimmer vorgebucht hatten, ist das natürlich ganz schön blöd gewesen. Die Dame aus dem Tourizentrum hat uns schließlich mehrere Adressen rausgesucht, die sich alle mehr im Landesinneren befinden. Also wieder ab ins Auto und fahren, fahren, fahren. Dadurch, dass wir in Stonehaven kein Zimmer bekommen haben, sind wir quasi die Strecke, die wir für den nächsten Tag geplant hatten, spontan schon einmal am ersten Reisetag abgefahren.

Faszinierend fand ich an diesem ersten Reisetag zu sehen, wie schnell sich die Landschaft ändert. Die Küste und Küstenregion ist sehr steinig. Auf dem Weg ins Landesinnere ist unser Weg dann plötzlich von unzähligen Bäumen gesäumt worden. Diese Eindrücke haben mich auf der gesamten Fahrt durch Schottland begleitet. Wir haben quasi jeden Tag ein anderes Landschaftsbild erkundet. Faszinierend.

Da es vom ersten Reisetag schon soviel zu erzählen und zeigen gibt, werde ich die weiteren Tage in einzelne Posts aufteilen, denn sonst wird das hier ein Endlosbeitrag. Schottland – to be continued …

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